Jul 292010
 

Hallo Radsportfreunde und Leser unserer Radsportseite!

Kurz vor Ende der Tour möchte ich Euch aus dem Vorgebirge der Pyrenäen aus Astugue melden.
Unser Charlet befindet sich in gut 700 Meter Höhe in Mitten verschlafener Siedlungshöfe von Bergbauern, die hier mit Schaf, Ziegen und Milchkühen ihr tägliches Zubrot verdienen.

Die Tage waren vom Wetter gesehen ein wahres Wechselbad. Am Tag der Ankunft hatten wir noch über 30 Grad und Sonne pur. Heute am Ruhetag der Tour hängen die Berge ab 800 m in den Wolken und in der Nacht war Gewitter, zum Glück nicht nur Hitze und nicht nur Regen. Die Berge liegen zum greifen nahe. Mit dem Rad sind es bis zur Einfahrt in die Bergpassage des Col d’ Aspin und Col d’ Tourmarlet ganze 25 km.

 


Bis zum Col d‘ Aubisque ganze 35 km Anfahrt. Die Straßen durch das vorgelegene Mittelgebirge sind gut zu befahren und weisen kaum Autoverkehr auf. Die Straßenqualität ist mit der unserer Nebenstraßen zu vergleichen. Dafür geht es ständig rauf und runter und die kleinen Bergpässe liegen auf 700 – 800 m Höhe. Steigungen um die 15% sind keine Seltenheit. Unser Ort Astugue liegt mit seiner Dorfkirche auf ca. 750 m Höhe und hat dort etwa 50 m Bergauffahrt von bald 20% aufzuweisen. Die Abfahrt nach Lourdes ist gut 3,5 km lang und um die 6 – 10% steil, führt dort auf eine gut ausgebaute Landstraße D937 nach Lourdes.
Lourdes mit seiner freiliegenden Quelle am Fluss Pau und dem Marien-Schein ist aufgrund seiner zentralen Lage für jeden Renner ein Muss. Von hier aus sind alle wichtigen Tour Berge der Pyrenäen erreichbar und die Entfernung zum Atlantik beträgt gut 170 km.
Auf der A64 über Pau (Etappenziel vom 20.07.) bis zur Abfahrt 07 auf der A63 am Atlantik erwartet den Besucher am Tarnos-Plage ein gut gepflegter und von jedem Zivilisationsmüll freier gut 150 m breiter Sandstrand. Bei ablandigen Wind wog uns eine leichte Brandung entgegen. Ordnungsliebende Rettungsschwimmer bewachen ihren Abschnitt aufrichtig und mit Bedacht. Das Meer ist bei Lufttemperaturen um die 30°  eine echte Abkühlung. Die Snackbar im Hinterland lädt zum Verweilen ein. Fleißige Barleute bereiten uns leckeren Kaffee zu. Ein schöner Tag am Meer.
Unsere Tour-Besichtigung gipfelt am Montag auf dem Port d’ Bales in 1755 m Höhe. Genau 1000 m vor der Passhöhe bezieht Benni mit seinem Toyota Posten, gleich in Richtung Tal. Alle Erwachsenen fahren bei strahlendem Sonnenschein eine klasse Tour am Berg. Die Tourkarawane hinterlässt bei den Kindern einen bleibenden Eindruck.
20 Skodahüte, zig X-TRA Probebeutel, Cochonou Probepacks mit Wurststückchen und vieles mehr sind die Hinterbleibsel der Karawane. Die Zeit vergeht wie im Fluge und langsam kreisen schon die Flugzeuge und Hubschrauber über uns. Gendarmerie, Motorräder mit Blaulicht begleiten den Führenden der Etappe Thomas Vökler an uns heran. Ein Hubschrauber mit Kamera steht gut 50 m entfernt in der Luft Richtung Tal. Thomas Vökler wird die Etappe gewinnen und wir waren dabei.
Am Dienstag soll unser Tourtrip am Col d’ Aubisque in 1709 m Höhe enden. Dieser wird aber jäh um bereits 8 Uhr auf halber Höhe durch die Gendarmerie gestoppt. Wir entscheiden uns über einen Nebenpass zum Col d’ Soulor zu kommen und das mit Erfolg. Benni steuerte unseren Toyota sicher über die Schotterpiste zur nächsten Nebenpassstrasse. Neben Holländern, Franzosen und Engländern beziehen wir Position. Mit den Rädern entscheiden wir uns den Aubisque zu befahren. Auch dieser Col ist bereits für Autos gesperrt. Das Wetter ist fantastisch und die Aussicht in den anschließenden Talkessel ist einfach berauschend schön. Auf dem Aubisque erwarten uns schon hunderte Radrenner, die den gleichen Weg per Rad nutzten. Der Zustrom auf dem Col ist nicht endend.
Nach dem üblichen Gruppenfoto am Passschild fahren wir gemächlich Richtung Col d’ Soulor und wir beziehen neben Belgiern und Spaniern etwa 500 m vor Passhöhe am Soulor Position.
Über TV aus dem Wohnwagen erfahren wir, dass Armstrong endlich mal attakiert hat.
Dann kommen wieder die Hubschrauber und der Amerikaner stürmt mit seinem asketischen Tritt an uns vorbei. Er wirkt fertig und seine Attacke am Solour endet in der kurzen Abfahrt zum Aubisque.
Wieder kein Deutscher vorne – keiner, der mal attackiert. Wir haben jeden Tag Hoffnung auf ein deutsches Zeichen die Etappe mit zu bestimmen.
Gerdemann sitzt im Grupetto, genau wie Toni Martin, der immer an Cavendishs Seite sitzt und ihn bewacht, um nicht abzufallen. Knees, der deutsche Meister … keine Spur von ihm in irgendeiner Spitzengruppe. Schade.
Unsere Kinder fragen uns jedes Mal nach Andy und Alberto. Wer wohl heute besser sei und wie das alles so funktioniert. Das wichtigste die Kinder haben ihren Spaß bei und mit der Tour hier in Frankreich.
Heute wird die Entscheidung der Tour fallen und das Wetter hat sich um einiges geändert. Der Himmel weint und die Berge erleben Blitz und Donner.
Bei uns im Haus ist kein Strom und die Jungs sind alleine zur Verpflegungskontrolle nach Asson an der D126.
Trotz Nieselregen und verhangender Berge ließ es sich am Ruhetag Christoph nicht nehmen, den Col du Tourmalet von der Westseite und das alleine mit Rucksack und MP3-Player im Ohr zu befahren. Der Col war wolkenfrei und für Fahrzeuge jeder Art gesperrt. Christoph war unser erfolgreichster Fahrer und über die Jahre hatte er die beste Entwicklung am Berg genommen. Ganz geschweige von Benni unserem eh besten Mann am Berg…schade, dass aus ihm nicht mehr werden konnte als nur ein Freizeitfahrer zur Tour.
Das Erlebnis Tour hat uns wie jedes Jahr in den Bann gezogen und uns wieder mal in eine neue Gegend in Frankreich verschlagen. Wir können unser Feriendomizil und die Pyrenäen nur weiterempfehlen.
Bis bald euer Fritze